Ein ewig wiederkehrendes Thema in nahezu jeder Bürgerversammlung ist die Verunreinigung von Straßen, Plätzen und Grünanlagen durch Hundekot. Da die bislang im Amtsblatt veröffentlichten Appelle an die Hundehalter offensichtlich nicht zum gewünschten Erfolg führten, schien es uns von ACHTSAM sinnvoll, neue Wege zu beschreiten. Deshalb haben wir nach gründlicher Recherchearbeit einen Antrag gestellt. 

Kernpunkt des Antrags soll ein Brief der Gemeinde sein, in dem alle Hundehalter*innen freundlich und auf Augenhöhe darum gebeten werden, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner ordnungsgemäß zu entsorgen. Um einen Anreiz zu schaffen, sollen jedem Brief zwei Rollen Hundekotbeutel aus Recyclingkunststoff beigefügt werden.

Weiterhin haben wir angeregt, an neuralgischen Punkten Mülleimer aufzustellen, ggf. sogar Beutelspender. Schließlich liegen die gemeindlichen Einnahmen aus der Hundesteuer jährlich bei über 20.000,00 €. Auch wenn es sich dabei um eine sogenannte Aufwandssteuer handelt, die keine Gegenleistung beinhaltet, wäre es denkbar, dass die Gemeinde einen Teil des Betrages für diese – nach unserer Meinung sinnvolle – Maßnahme verwendet.  In anderen, auch kleineren Gemeinden (z.B. Röthlein, Euerbach), deren Jahressteuer für einen Hund zum Teil deutlich unter der hier in Kolitzheim liegt, werden solche Serviceleistungen für Hundehalter*innen angeboten. 

Als letzten Punkt regte ACHTSAM an, dass Bürger*innen, die einen Hund neu anmelden, ebenfalls ein Starterpaket mit zwei Rollen Kotbeutel und ein freundliches Schreiben erhalten, in dem die Spielregeln der Hundehaltung in der Gemeinde Kolitzheim erklärt werden.

Da uns die erfolgreiche Umsetzung des Antrags wichtig ist und uns eine Verbesserung der momentanen Situation sehr am Herzen liegt, haben wir angeboten, die Briefe – um die Portokosten zu sparen – selbst auszutragen. 

In der Gemeinderatssitzung am 8. Juni 2021 haben unsere beiden Gemeinderätinnen, Ulrike Bach und Johanna Wieland, den Antrag vorgetragen, wobei vor allem auch auf die von ACHTSAM favorisierten Kotbeutel aus Recyclingkunststoff ausführlich (Material, Preis, Farbe) eingegangen wurde. Während von der Mehrzahl der Gemeinderatsmitglieder die Briefaktion mit den Beuteln begrüßt, die Aufstellung von zusätzlichen Mülleimern aber komplett abgelehnt wurde, entzündete sich eine hitzige Diskussion über den Einsatz von Plastikbeuteln. Tenor: Überall soll Plastik vermieden werden und wir verteilen munter Tüten aus eben diesem Material. Schließlich wurde der Antrag von ACHTSAM in abgewandelter Form angenommen – mit Hundekotbeuteln, die kompostierbar sind. 

Auf den ersten Blick mag dies eine gute Entscheidung sein. Aber gut gemeint ist nicht zwingend auch gut gemacht. Kotbeutel aus Recyclingkunststoff haben eine bessere Ökobilanz als kompostierbare Bio-Kunststoffe. Aus gebrauchten Kunststoffen, sozusagen dem Inhalt unserer gelben Tonnen, werden die Folien hergestellt, ohne neue Ressourcen zu verbrauchen. Plastikmüll oder Produktionsabfälle finden eine zweite Verwendung als Kotbeutel, der dann nach der Befüllung über die Restmülltonne der thermischen Verwertung zugeführt wird.

Kompostierbare Kotbeutel müssen ebenfalls über die Restmülltonne entsorgt werden, weil Hundekot nicht in die Biotonne gelangen darf. Weiterhin besteht die Gefahr, dass die  Hundehalter*innen die Biobeutel einfach in der Natur entsorgen, weil es sich ja um ein kompostierbares Material handelt, dessen  Zersetzungsprozess aber viele Monate dauert. Damit haben wir nichts gewonnen.

Ulrike Bach, eine erfahrene Hundebesitzerin, hat sich im Vorfeld zu unserem Antrag sehr ausführlich  über die verschiedenen Kotbeutelvarianten, deren Herstellung, Entsorgung und Ökobilanz  informiert und auch Kontakt zu Herstellern aufgenommen – um zu der Entscheidung zu kommen, dass Recyclingkunststoffbeutel die beste Wahl sind. Dass dieser fundierte Antrag von ACHTSAM keine Mehrheit  im Gemeinderat gefunden hat, sondern einem diffusen Bauchgefühl nachgegeben wurde und die vermeintlich kompostierbaren vorgezogen wurden, lässt die Initiatoren ziemlich ratlos zurück. Vielleicht sollte die Entscheidung noch einmal überdacht werden?