Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende zu vollziehen. Das bedeutet: Umstieg von fossilen Energieträgern hin zu einer nachhaltigen, möglichst autarken Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien. Denn auch die Krise in der Ukraine zeigt uns, wie abhängig wir in diesem Bereich von Gaslieferungen aus anderen Ländern sind. Im Jahr 2020 stammen laut des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) 46% des Stroms aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse. Hier ist noch deutliches Entwicklungspotenzial, wenn Deutschland einen Anteil von 65% der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 erreichen möchte.
Nachdem rund 35% der gesamten Endenergie (Daten des BMWi) in Gebäuden für Heizung und Warmwasser verbraucht werden, ist klar, dass hier auch ein deutliches Einsparpotenzial liegt, welches natürlich vorrangig genutzt werden sollte. Dazu gehören effiziente Heizungen und energetische Gebäudesanierungen. Aber das allein reicht noch lange nicht. Wir müssen uns ernsthafte Gedanken machen, wo unsere Energie herkommen soll. Denn nutzen möchten wir sie alle, ob privat oder beruflich. Photovoltaikanlagen auf Hausdächern, Scheunen oder Hallen leisten einen wesentlichen Beitrag. Deshalb sollten auch die Dächer öffentlicher Gebäude, wie Schulen, Kindergärten, Feuerwehrhäuser oder Rathäuser, genutzt werden, was in unserer Gemeinde teilweise schon geschehen ist. So soll das neue Feuerwehrhaus in Unterspiesheim mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden.
Da auch diese Maßnahmen nicht ausreichen, um den Energiebedarf zu decken, wird ein weiterer Ausbau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) diskutiert. Freiflächenanlagen sind gewöhnlich leistungsstarke, große Photovoltaikanlagen, auch Solarparks genannt, die gewerbliche Investoren betreiben. Die Auswirkungen solcher Anlagen auf Natur und Umwelt können je nach Anlagengröße, Standort und Bauart variieren und müssen deshalb für jeden Einzelfall überprüft werden. Folgende Vor- und Nachteile allgemeiner Art sind zu bedenken:
Vorteile einer PV-FFA:
- autarke Energiegewinnung über einen langen Zeitraum (ca. 20 Jahre) [Ist die Gemeinde wirklich autark, wenn der Strom nicht in der Gemeinde genutzt, sondern an der Börse gehandelt wird?]
- bei vorher extensiv bewirtschaftetem Grünland kann die PV-FFA positive Auswirkungen haben, da die Artenvielfalt bei kleineren Tieren gesteigert werden kann und die Nutzung als Weidefläche und Imkerei bei vorheriger Planung möglich sein kann
- unter Modulen extensiver Bewuchs möglich
- Einzäunung so möglich, dass für Kleintiere keine Barrierewirkung ausgeht
- evtl. Gewerbesteuereinnahme für die Gemeinde
- evtl. Bürgerbeteiligung möglich
Nachteile einer PV-FFA:
- Eingriff in die Landschaft
- wertvolles Ackerland geht für die Nahrungsmittelproduktion verloren (Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland)
- Beeinträchtigung der Artenvielfalt
- Wegfall von Lebensräumen
- Barriere für mittelgroße Tiere (z.B. Rehe) durch Zäune
- Sichtstörung und Blendwirkung
- evtl. negative Auswirkungen in planungsrechtlicher Sicht (Fläche geht beispielsweise für Radwege verloren)
(Johanna Wieland)