Ich möchte Gemeinderätin für alle acht Dörfer Kolitzheims werden! Was liegt näher, als nun die Bürgerversammlungen aller acht Gemeindeteile zu besuchen, um zu sehen, wo der Schuh im Einzelnen drückt. Durch meine FWK Vorstandsarbeit sind mir die Verschiedenheiten der Dörfer durchaus bekannt, die Bürgerversammlungen können weitere Erhellung bringen.

Ich bin an diesem Abend nicht die Einzige von ACHTSAM, Alexander von Halem ist auch mit von der Partie, und unsere Oberspiesheimer Mitstreiter Andreas Rudloff und natürlich unsere Bürgermeisterkandidatin Melanie Ebner.

Auch hier ist es, wie ich es bereits seit Jahren aus Zeilitzheim kenne: der Saal füllt sich mit Männern und die Anzahl der Frauen ist, wohlwollend formuliert, überschaubar! Es hat mich schon immer umgetrieben, woran es wohl liegen mag, dass auch im 21. Jahrhundert, Frauen bei solchen Veranstaltungen kaum vertreten sind? Die besprochenen Themen gehen uns doch alle an, also müssen wir uns auch informieren, einbringen, fordern und mitgestalten. Fehlt das Interesse, haben wir Frauen nichts beizutragen… das kann doch alles nicht sein! Wir Frauen machen die Hälfte der Gesellschaft aus und in den Bürgerversammlungen sind wir unsichtbar. Doch, mir fällt grad ein, dass es bei einer der letzten Bürgerversammlungen in Zeilitzheim eine größere Anzahl junger Frauen gab, die sich engagiert zum Thema Schule und Nachmittagsbetreuung eingebracht haben. Mögen sie weiter dabei bleiben.

Der erste Teil der Bürgerversammlung wiederholt sich jährlich nahezu identisch, der Bürgermeister trägt mittels einer Präsentation Daten und Fakten des abgelaufenen Jahres vor. Weil aber im März Kommunalwahlen ins Haus stehen, kommt alles aufs Tapet, was in der abgelaufenen Amtsperiode vermeintlich geleistet wurde.

Nach einer kurzen Pause kommt dann der spannende Teil jeder Bürgerversammlung: die Diskussionsrunde.

Als Ortsfremde erkenne ich an den leicht erheiterten Reaktionen im Auditorium, dass es auch in Oberspiesheim Themen gibt, die sich jährlich wiederholen, ohne dass man eine Lösung sucht-findet-will, ich kann es nicht beurteilen. Die Wegesituation im Friedhof und die angeblich zu gefährliche Bushaltestelle am Ortseingang aus Richtung Unterspiesheim gehören dazu.
Der Verkauf des Raiffeisengebäudes an einen Ortsfremden lässt die Emotionen hochkochen. Man habe von einem Verkauf nicht gewusst und hätte vom Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden erwartet, dass er die Oberspiesheimer auf den anstehenden Verkauf aufmerksam macht. Mit dem Hinweis, dass die Immobilie lange öffentlich ausgeschrieben war, man nichts vom Interesse der Oberspiesheimer geahnt habe und dass es zuletzt nicht die Aufgabe der Gemeinde ist, darüber zu informieren, war das Thema abgefrühstückt. Der Ärger über diese vertane Chance ist damit vermutlich nicht verraucht.

Die sicher nicht völlig uneigennützig vorgetragene Anfrage, ob sich die Gemeinde in Zukunft mit dem Thema Fernwärme  aus Hackschnitzelblockheizkraftwerken auseinandersetzen will, wurde einfach weggelächelt. Angesichts der bevorstehenden Veränderungen im Energiebereich für mich nicht nachvollziehbar. Auch der Hinweis, dass die Neubauten kaum mehr Energie brauchen, hilft nicht weiter, denn auch die wenige Energie muss ja irgendwo herkommen.

Dann gab’s da noch das leidvolle Biberthema. Mich erschreckt, mit welch unverhohlener Freude berichtet wird, dass bereits drei der Tiere überfahren wurden, der vierte entzieht sich noch dieser Form der Beseitigung. Ich wünsche mir da angemessenere Problemlösungen.

Das Zeilitzheimer Standardthema bei Bürgerversammlungen, die unaufgeräumten Hundehaufen, kommt hier nicht zur Sprache! Wohnen in Oberspiesheim die verantwortungsbewussteren Hundehalter oder gibt es hier kaum Hunde, ich komme ins Grübeln….

Den Abschluss der Veranstaltung bildet ein Appell an die Anwesenden, von zwei Personen unabhängig vorgetragen, mit der Aufforderung die Botschaft auch nach außen zu tragen. Man möge doch bitte bei der kommenden Kommunalwahl wählen gehen und man möge seine Stimme dringend im Ort lassen. Tja, da haben’s die Oberspiesheimer richtig gut, die können aus 23 Kandidaten auswählen, 3 aus der ACHTSAM-Liste und 20 aus der Ortsliste. Aber so wird das hier offensichtlich nicht gesehen, denn die eigentliche Botschaft ist ja eine ganz andere. Und dass man am 15. März die einmalige Chance hat, mit seiner Stimme dafür zu sorgen, dass das zukünftige Gemeindeoberhaupt aus Oberspiesheim kommt, findet gar keine Erwähnung.