Verwaiste Häuser, Leerstände im Kernbereich der Dörfer sind nicht nur ein unschöner Anblick. Die gewachsenen Strukturen der Dörfer geraten durch gesellschaftliche Veränderungen wie dem demografischen Wandel unter Druck. Die Bevölkerung wird älter. Die Kinder sind aus dem Haus, leben und arbeiten in großen Städten. Die Eltern- und Großelterngeneration bewohnt teilweise alleine sehr große Häuser. Das ungenügende Angebot an Grundversorgung (Lebensmittel, Mobilität) in den Orten sorgt dafür, dass ältere Menschen wegziehen. Junge Familien zieht es an den Rand der Dörfer in vermeintlich billige Neubaugebiete. Ackerland geht verloren. Trotz nahezu gleich bleibender Bevölkerungszahlen wachsen Dörfer in die Fläche. Dieser Donut-Effekt zeigt die verfehlten Dorfentwicklungsstrategien der letzten Jahrzehnte deutlich an.
Es gibt aber viele Möglichkeiten, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Innenentwicklung beschreibt ein großes Maßnahmenpaket zur Belebung der Innenorte.
Wie können die Kernbereiche der Dörfer wieder belebt werden?
Alte Bausubstanz kann modernisiert und für aktuelle Wohnbedürfnisse eingerichtet werden. Baulücken füllen, Scheunen umnutzen, alte Bauernhöfe renovieren, Häuser auf modernen Stand bringen: das alles sind Möglichkeiten für komfortables Wohnen. Im geschützten Kernbereich von Dörfern sind das großzügige Wohnlagen, individuell, nachhaltig, stilvoll. Beispiele aus anderen Dörfern im Landkreis Schweinfurt zeigen, welche gelungene Lösungen es gibt. Eine Investition in die Zukunft, auch für die Erben.
Nahversorgung stärken und ausbauen
Dorfläden, gemütliche Wirtshäuser, gut ausgebauter ÖPNV auch auf dem Land, schnelles Internet in den Innenorten (Glasfaserausbau): Und schon gibt es alles, was an Grundversorgung zum angenehmen Leben gebraucht wird. Der Charme individueller Wohnlagen, keine Häuser von der Stange, geschützte Innenräume auf Grundstücken, Ruhe, Sicherheit. Was braucht es mehr?
Was kann die Gemeinde tun?
Erfolgsrezepte aus anderen Kommunen zeigen, dass mit einem proaktiv handelnden Management der Leerstand auf Null reduziert werden kann. Diese Gemeinden suchten aktiv mit den Eigentümern ungenutzter Grundstücke nach individuellen Lösungen. Verwaiste Gebäude wurden angekauft, grundgesichert, so dass kein weiterer Verfall mehr stattfinden konnte. Danach wurden Investoren für jedes dieser Gebäude gesucht. Auch wenn es ab und an etwas gedauert hatte, war diese Vorgehensweise immer erfolgreich. Außerdem boten diese Kommunen eine gute Beratung für die Grundstückseigentümer an, bei der auch die Banken im Boot waren. Mit Förderungen für diese Projekte gelang es dann, Wohnraum und Lösungen zu schaffen, die man zuvor nicht für möglich gehalten hatte. Es wird wieder gerne in der Dorfmitte gelebt. Die Wege sind kurz, die Versorgung gut.
Was bringt Innenentwicklung?
Innenentwicklung spart Geld. Denn durch Neubaugebiete werden die Kosten für die erweiterte Infrastruktur (Strom, Wasser, Kanal, Abwasser, Straßen, Wege, Renaturierungsauflagen) unnötig aufgebläht. In den Innenorten ist das alles schon vorhanden und muss auch weiter unterhalten werden. Bei nahezu gleichbleibender Einwohnerzahl verdoppelt sich dann der Infrastrukturaufwand. Die Kosten müssen von den Grundstückseigentümern bezahlt werden. Auch der Verkehr nimmt zu. Durch die Randlagen der Neubaugebiete werden Fusswege lang, die Neigung, immer das Auto zu nehmen, um an das andere Ende des Dorfes zu kommen, wird größer.
Innenentwicklung spart wertvolles Ackerland. Den Landwirten wird immer mehr die Grundlage für ihren Erwerb entzogen. Der Flächenverbrauch der Neubaugebiete ist immens. Es stellt sich auch die Frage, ob die jetzt gebauten Häuser in den Neubaugebieten nach ein, zwei Generationen noch genutzt werden. Es gibt Regionen in Deutschland, bei denen solche verwaiste Wohngebiete abgerissen werden müssen, weil niemand mehr dort wohnen will.
Die Gemeinde Kolitzheim muss jetzt ein Leerstandkataster einrichten und schnell Lösungen umsetzen. Die Ausweisung weiterer Baugebiete ist kontraproduktiv, zerstört Natur und Ackerland, verändert die Sozialstruktur in den Dörfern, versiegelt Boden, benötigt unnötig Energie, ist nicht nachhaltig.