Braucht es für Schulkinder eine Mittagsbetreuung? Um diese Frage zu klären, führen wir uns mal kurz den Tagesablauf eines Grundschülers vor Augen. In Stammheim beginnt z.B. die Schule bereits um 7:40 Uhr. Während andernorts die Schüler noch ihr Müsli löffeln, sitzen hier die Kinder häufig noch übermüdet in den Klassenzimmern. Aber wer früh beginnt, ist ja auch eher fertig. Worüber man sich sonst häufig freut, ist genau das Problem vieler Eltern. Die Sprösslinge sind an mehreren Tagen bereits um 11:00 Uhr mit der Schule fertig. Schön für die Schüler, schwierig für berufstätige Eltern. Denn wer hat schon einen Job, der um 8:00 Uhr beginnt und um 11:00 Uhr endet? Fahrzeit nicht eingerechnet.
Hier könnte eine Mittagsbetreuung, eine Hortlösung oder die offenen Ganztagsschule (OGS) Abhilfe schaffen. Jedenfalls ein Ort, an dem die Schüler nach Schulschluss – der ja schon sehr früh ist – betreut werden, etwas essen können, spielen, ausruhen und Gemeinschaft erleben. Denn OGS bedeutet nicht, dass die Kinder jeden Tag bis abends betreut werden, sondern tageweise bis 14:00 Uhr oder 16:00 Uhr, bis jetzt auch nur von Montag bis Donnerstag und auch nicht während der Ferien. Lange wurde die Notwendigkeit dieser Einrichtung in unserer Gemeinde gar nicht gesehen. Wären da nicht unzählige engagierte Eltern und verständige Mitbürgerinnen und Mitbürger gewesen, die die Nöte des Alltags anscheinend besser verstanden als unsere bisherigen Kommunalpolitiker, wäre die OGS wohl heute noch nicht eingeführt. Also ein erster, längst überfälliger Erfolg! Aber ist damit nun alles gut?
Nein leider nicht! Das ehemalige Raiffeisengebäude in Zeilitzheim beherbergt derzeit übergangsweise die OGS. In dem angrenzenden Sportheim wird gegessen, in der Schule werden Hausaufgaben gemacht. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es schon im ersten Jahr an der Kapazitätsgrenze ist. Und nun stehen die Eltern wieder an der gleichen Stelle wie vor der Eröffnung der OGS. Es wird eine Sozialauswahl geben. Es ist nicht garantiert, dass man einen Platz bekommt. Soll man seinen Job schon kündigen? Soll man die Großeltern wieder akquirieren, vorausgesetzt diese sind vor Ort und auch zeitlich flexibel?
Auf die Frage, was man machen soll, verweist der amtierende Bürgermeister gerne auf den Schulhausneubau. In frühestens fünf Jahren soll ja schließlich das neue Schulgebäude stehen. Das Prinzip Hoffnung ist doch etwas dürftig, wenn darauf Lebensentwürfe gebaut werden.
Vorausgesetzt der Zeitplan geht auf und man kann den Rechtsanspruch der Eltern auf Ganztag in der Grundschule ab 2025 einhalten, bleibt die Frage offen, was Eltern JETZT machen sollen. Hierauf bleibt das Gemeindeoberhaupt leider eine Antwort schuldig. Übergangslösungen werden nicht einmal in Betracht gezogen, sondern vorneweg abgelehnt, ohne sie zumindest diskutiert und mit Vor- und Nachteilen abgewogen zu haben. Dieser fehlende Entscheidungsfindungsprozess ist fast so bitter wie die fehlenden Betreuungsplätze selbst.
Die Bürgerinnen und Bürger sind sicher realistisch genug zu erkennen, dass nicht alles machbar und umsetzbar ist. Allerdings haben sie es verdient, dass man sich mit ihren Anliegen sicherlich kritisch, auf jeden Fall jedoch transparent und ernsthaft auseinandersetzt. Und wenn viele Ideen eingebracht werden, ist das Ergebnis oft überraschend konstruktiv und zukunftsweisend. Also warum trauen wir es uns nicht einfach mal, gemeinsam weiter zu denken?