Förderung des Radverkehrs in der Gemeinde Kolitzheim
Der Radverkehr wird künftig ein wesentlicher Teil der Verkehrswende sein. In ländlicher Umgebung genießt der Radverkehr bisher leider ein Schattendasein. Im Modal Split (Prozentuale Verteilung der verschiedenen Verkehrsmittel auf das Verkehrsaufkommen) macht der Radverkehr lediglich 9 % aus. Spitzenreiter ist der motorisierte Individualverkehr (MIV) mit 78 %, ÖPNV liegt bei 8 %, Fußverkehr 5 %.
Im Radverkehr steckt aber großes Potential als Fortbewegungsmittel. Radfahren ist umweltfreundlich, kostengünstig, macht Spaß und hält gesund. In den Dörfern sind die Wege kurz. Das Fahrrad ist dafür ein optimales, schnelles Verkehrsmittel.
Das Land Bayern will Radlland Nr. 1 bis zum Jahr 2025 werden. Dabei soll der Radverkehrsanteil auf 20 % gesteigert werden. Deshalb fördert der Freistaat Bayern schon seit Jahren den Bau von Radwegen und Radinfrastruktur. Inzwischen sind schon einige Förderprogramme ausgelaufen. Die Gemeinde Kolitzheim hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und es bisher versäumt, sich an dieser Entwicklung zu beteiligen.
Die Gemeinde Kolitzheim muss sich jetzt auf den Weg machen und dem Radverkehr den Stellenwert einräumen, der ihm künftig zustehen wird.
Woran fehlt es in der Gemeinde Koliltzheim?
Es braucht ein Konzept, wie der Radverkehr in der Gemeinde gefördert werden kann. Es braucht aber auch Mittel, die in diesen Verkehrsbereich fließen müssen. Deutsche Städte investieren pro Einwohner und Jahr zwischen 0 € und 5 € in den Radverkehrsinfrastruktur. Amsterdam 11 €, Kopenhagen 35 € (Stand 2018). Ob in der Gemeinde Kolitzheim überhaupt von einer Förderung des Radverkehrs gesprochen werden kann, ist sehr fraglich.
Was kann die Gemeinde Kolitzheim beim Radverkehr auf den Weg bringen?
• Für den Alltagsradverkehr braucht es ein durchgängiges Konzept, das den Bau von Radwegen zur Verbindung der einzelnen Dörfer ebenso ermöglicht wie den Anschluss an die umliegenden Gemeinden. Die Verbindungsachsen nach Schwebheim, Gaibach/Volkach, Gerolzhofen und Alitzheim/Grettstadt sind hier zu nennen.
• Bestehende Radwege müssen auf den aktuellen technischen Stand der ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) gebracht werden. Der touristische Mainradweg bei Stammheim wurde im letzten Jahrhundert gebaut und ist dementsprechend in die Jahre gekommen. Er ist nicht mehr regelgerecht (zu schmal, Beschilderung teilweise rechtswidrig).
• Zweckentfremdung von Radwegen muss unterbunden werden. Die Freigabe für den landwirtschaftlichen Verkehr ist kontraproduktiv und unnötig, da die an Radwegen angrenzenden Felder regelmäßig durch spezielle Einfahrten erschlossen sind. Parken und Befahren von Radwegen muss sanktioniert werden (Bsp. Radweg als Parkfläche am Gelände Tegut in Unterspiesheim, Kläranlage Zeilitzheim, Sportgelände Zeilitzheim).
• Weiter sind gute Radabstellanlagen notwendig. Die sogenannten „Felgenverbieger“ sollten gegen moderne, sichere und überdachte Abstellanlagen ausgetauscht werden.
• Als nicht-investive Maßnahmen kommen Informationen der Bürgerinnen und Bürger in Frage.
• Ein(e) Radverkehrsbeauftragte der Gemeinde betreut den gesamten Entwicklungsprozess.
• Gemeinde muss den politischen Willen für mehr Radverkehr zeigen und Mitglied in der AGFK werden (Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen). Aktuell bemühen sich die Stadt und auch der Landkreis Schweinfurt um eine Aufnahme bei der AGFK.
Erklärungen
Felgenverbieger: Das sind die Eisenhalterungen, bei denen das Vorderrad zwischen zwei Metallstäbe geklemmt wird. Halt hat das Fahrrad hierbei nicht. Kommt es in leichte Schräglage, kippt es um, die Felge wird beschädigt oder sogar verbogen. Außerdem kann das Fahrrad nicht mit dem Rahmen an diese nostalgischen Eisenkonstruktionen angeschlossen werden.
ERA: Empfehlungen für Radverkehrsanlagen. Das ist ein technisches Regelwerk, das beschreibt, wie Radverkehrsanlagen, also Radwege, Abstellanlagen usw. gebaut werden müssen, um sicher zu sein.
MIV: Motorisierter Individualverkehr
Modal Split: Prozentuale Verteilung der verschiedenen Verkehrsmittel auf das Verkehrsaufkommen